30.05.2017

Exkursion: UNESCO Institute for Hydrological Education lehrt am Weißeritzknick

© Landestalsperrenverwaltung

Seit 2003 betreibt die UNESCO im niederländischen Delft das Institute for Hydrological Education. Weltweit alle Menschen mit sauberem Wasser zu versorgen, ist eine Aufgabe für Experten vor Ort. Im Rahmen einer Exkursion zum Thema Hochwasserschutz kamen künftige Wasserexperten aus Entwicklungs- und Schwellenländern nach Sachsen.

Das UNESCO Institute for Hydrological Education im niederländischen Delft ist die größte Einrichtung weltweit zum Erlangen internationaler Hochschulabschlüsse im Bereich Wasser. Bereits 14.500 Wasserexperten aus mehr als 160 Entwicklungs- und Schwellenländern in den Niederlanden haben seit 2003 ihren Abschluss erworben. Wasserversorgung und Abwasserbehandlung stehen im Fokus der Ausbildung. Im Rahmen einer Exkursion war jedoch der Hochwasserschutz in Sachsen Thema. Die erste Station der Gruppe war nach dem Besuch im Umweltministerium die Talsperre Malter. Nicht jeder der Studierenden war mit solchen Bauten und ihren Dimensionen vertraut, sodass entsprechend viele fachliche Fragen aufkamen. Diese bezogen sich insbesondere auf die Bewirtschaftung von Talsperren, die Gewässergüte und die Hochwasserthematik aber auch auf Wetterprognosen, die Datenerhebung und der Nutzung der Wasserkraft. Seit ihrer Fertigstellung 1914 treiben zwei Francis-Spiralturbinen Generatoren an der Talsperre Malter an. Die Steuerung erfolgt automatisch. Energiegewinnung an Flüssen ist jedenfalls keine neue Sache: Unterhalb von Malter bis zur Mündung wurden einst 140 Mühlen unterschiedlichster Art betrieben. Wasser wurde bewirtschaftet, gespeichert und verteilt. Reichliche Rahmenbedingungen, darunter die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, vermeiden heute Konflikte, wie sie damals vorherrschten. Sie regeln zudem die ökologische Durchlässigkeit von Gewässern und den Rückbau von Wehren – ein weiteres Thema für die Besucher der UNESCO-Gruppe.

Die Studierendengruppe besuchte flussabwärts Dresden-Löbtau und den Weißeritzknick. Hier wurde der Verlauf des Flusses künstlich angelegt und ein Teil der Flut suchte sich 2002 ihren Weg Richtung Altstadt durch die verbliebene Geländevertiefung längs der Bahngelände. Heute ist hier ein baulicher Hot Spot. Der Querschnitt der Weißeritz wird vergrößert, um im Hochwasserfall noch gewaltigere Wassermengen abführen zu können. Möglich durch die Entfernung von Geschiebe und Sedimenten sowie einer Vertiefung der Sohle, wird bis zur Mündung die Gefälleentwicklung angepasst. Bisher überwand der Fluss im Stadtgebiet Höhendifferenzen größtenteils mit Wehren. Heute werden gleichmäßige Gefälle oder Rampen bevorzugt. Während der Bauzeit ist der Fluss auf seine halbe Breite beschränkt. Im Bauverlauf wird die Weißeritz in die dann bereits umgebaute, vertiefe Hälfte umgeleitet. Die Komplexität der Bauaufgaben für die Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Vereinigten Weißeritz beindruckte die UNESCO-Gruppe, ebenso das sich daraus ergebende Verfahren und die nicht unerheblichen Kosten. Denn in einem urbanen Umfeld schichten sich viele Nutzungen und Medien. Müssen beispielsweise Leitungen für Gas, Wasser, Telekomunikation, Strom oder Abwasser neu verlegt werden? Welche Straßenverbindungen und Brücken sind strategisch wichtig für die Versorgung? Wie muss das Gewässerbett in dem Bereich gestaltet werden, damit bei allen Betriebszuständen einschließlich extremer Hochwasserlage keine Gefährdungen für die Standsicherheit auftreten können? Fragen wie diese wurden mit den Studierenden geklärt, zumal der Weißeritzknick viel veranschaulichen konnte: die Wernerstraße mit den beim Fluss unterquerenden Medienleitungen oder der im Flussbett stehende Pfeiler der Rampe zur Nossener Brücke.

Einen erneuten Besuch in Ostsachsen konnten sich die Organisatoren aus Dresden und Delft mit ihrem nächsten UNESCO-Kurs sehr gut vorstellen. Denn die Möglichkeiten in Dresden und der gebirgigen Umgebung bieten eine sehr anschauliche Leere zum Thema Hochwasserschutz.

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