Talsperre Pirk
Lage: Vogtland
Zweck: Niedrigwasseraufhöhung, Hochwasserschutz, Energiegewinnung, Naherholung | aktueller Füllstand
Bauzeit: 1935 - 1938
Inbetriebnahme: 1939
Die Talsperre Pirk liegt im Vogtland im Tal der Weißen Elster. In ihrer Nähe befinden sich die Stadt Oelsnitz sowie die Gemeinden Taltitz und Magwitz. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts breitete sich die Textilindustrie immer mehr aus. Das führte zu Problemen mit der Brauchwasserversorgung und der Abwasserbelastung der Weißen Elster. Deshalb wurde im Jahr 1934 der „Weißelsterverband“ gegründet, welcher bereits ein Jahr später mit den Vorbereitungen zum Bau der Talsperre Pirk begann. Die alte Dobenecker Mühle und weitere Nebengebäude im Staugebiet mussten abgerissen werden. Die Reichsbahnlinie Plauen-Eger wurde aus dem Tal heraus an den linken Hang verlegt.
Wegen der hohen Erwerbslosigkeit im Vogtland wurde der Talsperrenbau als Notstandsmaßnahme mit über einer Million Reichsmark aus Arbeitsbeschaffungsmitteln bezuschusst. Bis zu 1.400 Arbeiter waren zeitweise beschäftigt. Nach vier Jahren Bauzeit wurde die Talsperre kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 6. Juli 1939 eingeweiht.
Ende des 20. Jahrhunderts mussten große Textilbetriebe schließen. Damit fiel eine Hauptaufgabe der Talsperre Pirk weg: die Brauchwasserbereitstellung. Sie dient heute vor allem dem Hochwasserschutz, der Niedrigwasseraufhöhung der Weißen Elster, der Energiegewinnung und der Naherholung.
Die Talsperre Pirk hat sich zu einem wichtigen Freizeit- und Naherholungszentrum der Region entwickelt. Sie ist ein Europäisches Badegewässer. Besucher können hier baden, surfen, rudern, angeln, wandern und Boot fahren. An der Talsperre gibt es zudem einen Zeltplatz und eine Jugendherberge. Die Mauerkrone der Talsperre ist für Besucher frei zugänglich. Seit 2019 gibt es direkt neben der Staumauer der Talsperre einen Ausstellungsplatz mit Informationstafeln und Exponaten.
Betreiber |
Landestalsperrenverwaltung Sachsen Betrieb: Zwickauer Mulde / Obere Weiße Elster Staumeisterei Pirk |
---|---|
Gestautes Gewässer | Weiße Elster |
Einzugsgebiet | 374,50 km² |
Vollstau | 384,00 m ü. NN |
Stauziel | Sommer: 383,50 m ü. NN Winter: 383,00 m ü. NN |
Wasserstand bei Vollstau | 12,25 m |
Gesamtstauraum | 9,466 Mio. m³ |
Stauoberfläche bei Vollstau | 1,2864 km² (bei Betriebsstau) |
Absperrbauwerk | Betonstaumauer mit Bruchsteinverblendung und schwach gekrümmter Achse |
Höhe über Gründungssohle | 23,22 m |
Höhe über Talsohle | 16,22 m |
Kronenlänge | 250,00 m |
Kronenbreite | 3,65 m |
Sanierung | 1996 (Erneuerung der Fischbauchklappen), 2008 bis 2009 (Betoninstandsetzung der Wasserwechselzone der Hauptsperre, Instandsetzung der beiden Ringkolbenventile), 2009 (Sanierung der Mauerkrone), 2012 bis 2013 (Sanierung Schieberhaus, Schieberhausvorplatz), 2019 (Sanierung oberer Bahnschutzdamm) |
Die Staumauer der Talsperre Pirk besteht aus einem Zement-Thurament-Gemisch. Dieser Spezialzement wurde als Stampfbeton verarbeitet. An der Luftseite ist die Staumauer mit Steinen aus vogtländischem Diabas verkleidet. Die leicht gebogene Gewichtsstaumauer mit einem Radius von 1.000 Metern ist 250 Meter lang und am Fuß bis zu 15 Meter breit. Ihre Höhe über der Gründungssohle beträgt 23,20 Meter. Die Mauer wurde auf Diabas und Diabasstufen gebaut, die sich zum Teil mit schwarzem Schiefer abwechseln. Ein tragfähiger Untergrund befand sich erst in vier bis sechs Metern Tiefe. Um den Untergrund besser abzudichten, wurde im Tal sowie am linken Hang unter der Staumauer ein vier Meter tiefer Dichtungsschleier eingebaut. Längs der Staumauer verläuft etwa in Geländehöhe ein Kontrollgang. In diesen münden die vertikalen Dränageleitungen der Mauerentwässerung sowie die Sohldränagen.
Das große Einzugsgebiet der Talsperre und die Nähe zu einer Bahnstrecke erforderten große Hochwasserentlastungsanlagen. Hierzu dient ein fester Kronenüberfall, der aus vier Feldern besteht und insgesamt 60 Meter breit ist. Daneben gibt es zwei bewegliche Stauklappen, die so genannten »Fischbauchklappen« mit je 15 Metern Breite. Mit ihnen kann dann, wenn der Hochwasserrückhalteraum der Talsperre gefüllt ist, das Hochwasser schadlos abgeführt werden. Am Fuße der Staumauer fließt das abgeleitete Wasser in ein so genanntes Tosbecken. Die Talsperre wird durch umfangreiche Kontrollen und Messungen überwacht. Dazu gehören regelmäßige Lage-, Höhen- und Fugenspaltmessungen. Die Sickerwasserabflussmengen, der Sohlwasserdruck und der Grundwasserstand werden ebenfalls erfasst.
Etwa 500 Meter südöstlich des ehemaligen Gutes Dobeneck, der heutigen Jugendherberge, befindet sich die Vorsperre. Das Absperrbauwerk aus Beton ist 195 Meter lang und 5,50 Meter hoch. Bei vollständig gefüllter Hauptsperre ist die Krone bis zu 2,50 Meter überstaut. Dann ist nur noch der Bediensteg sichtbar.
Die Vorsperre hat einen Stauinhalt von etwa 1,2 Millionen Kubikmetern. Sie wird in gefülltem Zustand betrieben, das heißt, dass ständig Wasser von der Vorsperre oberhalb der Mauerkrone in die Hauptsperre fließt. Dadurch trocknet bei Niedrigwasser der Talboden im Stauende bei Oelsnitz nicht aus. Außerdem hält die Vorsperre Sedimente und Nährstoffe zurück und verbessert so die Qualität des Wassers in der Hauptsperre.
Am 30. Juni 1936 begann der Bau der Vorsperre. Bereits im Juni 1937 wurde sie eingestaut. So konnte sie noch während der Bauzeit der Hauptsperre das Zellwollewerk in Plauen mit Betriebswasser versorgen.
In dem Bereich, wo die Weiße Elster in die Vorsperre fließt, befindet sich an beiden Seiten jeweils ein Vorbecken. Auch diese wurden ursprünglich gebaut, um zu verhindern, dass die Flächen trocken fallen. Heute werden sie als Fischzucht- und Vogelschutzbecken genutzt. Die Vorbecken und das gesamte Talsperrengelände sind großflächig als »Landschaftsschutzgebiet Talsperre Pirk« ausgewiesen.