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Talsperre Einsiedel

© Landestalsperrenverwaltung Sachsen

Lage: Nordrand Erzgebirge: Einsiedel bei Chemnitz
Art: Trinkwasser | aktueller Füllstand
Bauzeit: 1891 bis 1894
Inbetriebnahme: 1894

Die Trinkwassertalsperre Einsiedel befindet sich in der Nähe des Chemnitzer Ortes Einsiedel. Der Entschluss zu Ihrem Bau wurde im Juli 1890 durch die Stadt Chemnitz gefällt. Denn die fortscheitende Industrialisierung und die damit schnell wachsende Bevölkerung verlangten nach immer mehr Wasser. So entstand in den Jahren 1891 bis 1894 die älteste Talsperre Sachsens und die zweitälteste ihrer Art in Deutschland: eine Talsperre mit einer Bruchsteinmauer. Diese wuchs innerhalb von nur vier Jahren auf 180 Meter Länge, 22 Meter Höhe und vier Meter Breite an der Krone an. Am 14. Juni 1894 ging die Talsperre Einsiedel feierlich in Betrieb. Markant für ihren Bau waren die zwei Türmchen auf der Staumauer, durch die auch die beiden Könige Albert und Friedrich August III. bei ihrer Besichtigung liefen. Im Jahr 1926 wurden sie abgerissen. Auch der nahegelegene Pavillon, in dem König Friedrich August III. am 3. März 1905 frühstückte, existiert heute nicht mehr.

Schon wenige Jahre nach ihrer Inbetriebnahme konnte die Talsperre den Chemnitzer Wasserbedarf nicht mehr decken. Die Stadt war zwischen 1900 und 1913 von 200.000 auf 300.000 Einwohner gewachsen. Die zwischen 1905 und 1914 errichteten Talsperren Neunzehnhain 1 und Neunzehnhain 2 wurden deshalb mit der Talsperre Einsiedel zu einem Verbund zusammengeschlossen. 1933 wurde dieser Verbund mit der Talsperre Saidenbach erweitert. Zusammen bilden sie heute das «Talsperrensystem Mittleres Erzgebirge». Ihre Vernetzung erfolgt durch Rohrleitungen, Stollen, Kanäle und natürliche Fließgewässer. Die Talsperre Einsiedel dient dabei als Ausgleichs- und Pufferspeicher, der eine optimale Wasserüberleitung zum Wasserwerk Einsiedel aus dem Verbund sicherstellt. Noch heute kommt das Trinkwasser der Stadt Chemnitz zu 100 Prozent aus Talsperren.

Die Talsperre Einsiedel ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. Baden und Wassersport sind im Stausee aber nicht erlaubt. Die Anlage stellt Rohwasser für die Trinkwasserversorgung bereit und liegt deshalb in einem Trinkwasserschutzgebiet. Wanderer können die Talsperre über Wanderwege erreichen. Am Zulauf der Talsperre befindet sich eine Informationstafel zur Rohwasserüberleitung.

Betreiber Landestalsperrenverwaltung Sachsen
Betrieb: Freiberger Mulde / Zschopau
Staumeisterei Neunzehnhain
Gestautes Gewässer Stadtguttalbach
Nutzung Trinkwasserversorgung
Instandsetzungen / Rekonstruktionen 1985 bis 1987 (Stabilisierung des Untergrundes)
1988 (Verstärkung des wasserseitigen Schutzmantels)
1991 bis 1994 (Instandsetzungen der Mauerkrone)
1996 (Errichtung von Sohlwasserdruckmessstellen)
1998 (Rekonstruktion Schacht A und Messschacht)
2002 (Automatisierung der Bauwerksüberwachung)
2006 (Instandsetzung des Grundablasses)
2012 bis 2013 (Sanierung der Hochwasserentlastung)
2015 Sanierung Vorbecken Herrenteich
2017/2018 Sedimentberäumung im Stauraum der Talsperre
2018 Teilinstandsetzung des wasserseitigen Entnahmebauwerkes (Nassschacht )
Absperrbauwerk Gewichtsstaumauer aus Ton- und Quarzschiefer mit gekrümmter Achse
Einzugsgebiet 1,8 km²
Gesamtstauraum 0,318 Millionen m³
Höher über der Gründungssohle 29 m
Höhe über der Talsohle 22 m
Höhe der Mauerkrone 384,44 m über NN
Kronenlänge und -breite 180 m x 4 m
Bauwerksvolumen 23.600 m³
Rohwasserabgabe bis zu 15 Millionen m³ / Jahr
aus dem Talsperrenverbund

 

Die Staumauer der Talsperre Einsiedel ist auf Tonschieferfelsen gebaut. Eine besondere Abdichtung des Untergrunds war beim Bau nicht vorgesehen. Auf der Gründungssohle wurde Stampfbeton aufgebracht und darauf die Bruchsteinmauer aufgebaut. In den 1980er Jahren wurde der Untergrund mit einem zweireihigen Dichtungsschleier nachträglich abgedichtet.

Die Talsperre Einsiedel hat eine Gewichtsstaumauer mit gekrümmter Achse. Im Kern besteht sie aus Ton- und Quarzschiefer. Für den Mantel wurde Hornblendeschiefer verwendet. Dieser erhielt auf der Wasserseite als Dichtung eine drei Zentimeter dicke Schicht aus Zementputz sowie einen Adiodonanstrich. Nachträglich wurde der obere Bereich mit einer fünf Zentimeter dicken Schicht Spritzbeton abgedichtet.

Die Staumauer der Talsperre steht unter Denkmalschutz.

Blick auf einen Teich im Grünen, im Hintergrund Wald © Landestalsperrenverwaltung Sachsen

Das Vorbecken liegt etwa 240 Meter vor der Talsperre Einsiedel. Wie auch die Talsperre selbst staut es den Stadtguttalbach. In dem Becken wird das Wasser aus dem natürlichen Einzugsgebiet vorgereinigt, indem Einträge zurückgehalten werden. Dieser Rückhalt verbessert die Wasserqualität, ehe das Wasser in die Hauptsperre befördert wird.

Als Abbsperrbauwerk dient ein homogener Erdschüttdamm mit gerader Achse. Die Besonderheit hierbei ist die Breite des Dammes, die bei circa 40 Metern liegt. Mit einer Länge von etwa 60 Metern besitzt der Damm luftseitig eine Dammfußdrainage. Eine Überlaufscharte dient der Hochwasserentlastung. Das Wasser wird über eine Raubettmulde abgeleitet.

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