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Revierwasserlaufanstalt Freiberg

Kanal, der in einen Tunnel führt und mit einem Gitter verschlossen ist
Die Revierwasserlaufanstalt Freiberg gehört seit 2019 als Teil der Bergbaulandschaft Freiberg zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen

Die Revierwasserlaufanstalt Freiberg ist ein über mehrere Jahrhunderte gewachsenes Wasserversorgungssystem. Es besteht aus einem weit verzweigten Netz aus Röschen (wasserführende Stollen) und Kunstgräben, die insgesamt etwa 70 Kilometer lang sind und zehn Teiche miteinander verbinden.

Das System hat seinen Ursprung im Freiberger Silberbergbau. Im Jahr 1168 wurde im Freiberger Raum Silber entdeckt. Sofort setzte das »Berggeschrey« ein, das viele Bergleute in das bis dahin nahezu unbesiedelte Erzgebirge brachte. Das oberflächennahe Silbererz konnte anfänglich ohne viel Aufwand gewonnen werden. Ab dem 15. Jahrhundert mussten die Bergleute jedoch immer tiefer graben um Bodenschätze zu finden. Dabei stießen sie auf Grundwasser. Die Gruben wurden mithilfe von Wasserknechten entwässert. Später nutze man dafür Pumpen, die durch Wasserkraft angetrieben wurden.

Aufgrund von Wassermangel drohte im 16. Jahrhundert das Ende des Freiberger Bergbaus. Auf kurfürstlichen Befehl begann 1558 der planmäßige Ausbau eines Wasserspeicher- und Zuführungssystems für das Freiberger Berg- und Hüttenwesen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde 1684 die Kurfürstliche Stolln- und Röschenadministration gegründet, die als Zentralbehörde die Wasserbedürfnisse des Bergbaues und der Stadtbevölkerung in Einklang bringen sollte.

Um 1900 wurde der Freiberger Silberbergbau durch die Einführung der Goldmark als offizielle Währung und Importe aus Übersee jedoch unrentabel, so dass er bis 1914 komplett eingestellt wurde. Die Revierwasserlaufanstalt Freiberg bekam neue Aufgaben: Sie wurde von nun an zur Trink- und Brauchwasserversorgung, Fischzucht und Energiegewinnung weiterbetrieben. Heute versorgt die Revierwasserlaufanstalt die Regionen Freiberg, Chemnitz und Dresden mit Trink- und Brauchwasser. Sie ist Teil des Talsperrenverbundsystems »Mittleres Erzgebirge-Osterzgebirge«.

Luftbild eines Sees umgeben von Wald, Häusern und Feldern.
Der Obersaidaer Teich staut den Saidenbach und dient als Vorsperre der Talsperre Saidenbach.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Fotograf: Albrecht Holländer

Die vier Kunstteiche der Oberen Wasserversorgung sind Trinkwasserspeicher: Oberer Großhartmannsdorfer Teich, Obersaidaer Teich, Dittmannsdorfer Teich und Dörnthaler Teich. Mit dem Bau der Talsperre Rauschenbach wurde 1968 der Flöha Wasserteiler – der ursprüngliche Anfangspunkt der Revierwasserlaufanstalt – überstaut. Seitdem ist die Trinkwassertalsperre der Kopfspeicher des Wassersystems. Von dort wird das Wasser für die Chemnitzer Wasserversorgung über den Dörnthaler Teich zur Talsperre Saidenbach geleitet. Über eine 2001 errichtete Druckleitung kann außerdem Wasser vom Oberen Großhartmannsdorfer Teich zur Talsperre Lichtenberg geleitet werden. Von dort können Dresden und der Freiberger Raum mit Trinkwasser versorgt werden.

Blick auf eine Rutsche, die in einem See steht
Der Erzengler Teich liegt in der Nähe von Brand-Erbisdorf und staut den Münzbach. Das Wald- und Naturbad am Erzengler Teich gibt es schon seit 1931.  © Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Fotograf: Albrecht Holländer

Sechs Kunstteiche der Revierwasserlaufanstalt gehören zur Unteren Wasserversorgung: Berthelsdorfer Hüttenteich, Konstantinteich, Rothbächer Teich, Erzengler Teich, Mittlerer und Unterer Großhartmannsdorfer Teich. Sie versorgen die Freiberger Industrie mit Brauchwasser und dienen dem Hochwasserschutz. Da es sich um Brauchwasserspeicher handelt, können einige von ihnen touristisch genutzt werden. Andere liegen hingegen in Naturschutzgebieten und sind Lebensraum für seltene Arten.

Logo der Unesco und der Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří © UNESCO-Welterbe

Seit 1980 steht die Revierwasserlaufanstalt unter Denkmalschutz, seit 2019 gehört sie als Teil der Bergbaulandschaft Freiberg zum UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge / Krušnohoří. Der Bergbau brachte in Sachsen und Böhmen eine einzigartige Kulturlandschaft hervor, die noch heute überall im Erzgebirge sichtbar ist. Viele historische Bauwerke werden heute noch genutzt. Einzigartig ist auch der grenzübergreifende Charakter der Welterbestätte: 17 der 22 Welterbe-Bestandteile liegen auf sächsischer, fünf auf böhmischer Seite.

Von der UNESCO werden weltweit einzigartige Kultur- und Naturgüter von außergewöhnlichem universellem Wert als Erbe der ganzen Menschheit geschützt und erhalten. Die Welterbekonvention wurde 1972 verabschiedet.

Seit 1980 steht die gesamte Revierwasserlaufanstalt unter Denkmalschutz. Vier der zehn Teiche dienen der Trinkwasserversorgung und können daher touristisch nicht genutzt werden. Zudem liegen die meisten Teiche in Naturschutzgebieten. Der Erzengler Teich ist allerdings ein europäisches Badegewässer. Auch am Mittleren Großhartmannsdorfer Teich gibt es ein Naturbad.

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